Im Horrorkabinett

Erlebt

Traumas stehen auf der Tagesordnung. Es folgt ein wortwörtlich bunter Reigen an Verletzungen aller Art. Beginnt locker beim Nasenbluten und endet dramatisch bei der Strangulation. Dazwischen alles was irgendwie im Körper bluten, brechen oder zerreissen kann. Der Gedanke, dass diese Themen bald Alltag sein werden macht mir keine Angst, aber ich kann heute nicht einschätzen wie ich wirklich darauf reagieren werde. Respekt habe ich eher vor der sozialen Dimension der Vorfälle. Es geht immer um Menschen und deren Schicksale. So habe ich meinen bisherigen 5 Tagen als Praktikant bereits einige Fälle erlebt. In Erinnerung bleibt aber der Einsatz wo wir einen Jugendlichen unter Zwang in die Psychiatrie einliefern mussten. Dieser Einsatz hallt auch nach Monaten noch nach. Es ging nicht um Blut, Knochen und Krankheiten, sondern um ein sehr menschliches Schicksal eines jungen Mannes. Wunden kann man nähen, Knochen richten, nur für die Seele gibt es keinen Faden.

Gelernt

70% aller Fehler, sei dies in der Medizin oder in der Luftfahrt entstehen durch menschliches Versagen. Deshalb werden im Rettungsdienst vermehrt CRM-Tools eingesetzt (Crew Ressources Management). Für mich ist das 10für10 Prinzip, auch perfekt in der Wirtschaft und in jeder Krisensituation anwendbar. Und dies geht so: Sobald ein Problem, eine neue Diagnose oder Chaos auftritt, sollte das gesamte Team zu einer kurzen Unterbrechung (fast) aller Tätigkeiten aufgefordert werden. Während des kurzen Stopps, wird kurz aktiv darüber reflektiert was man gerade tut, ob dies das richtige ist und ob allenfalls Bedenken im Team bestehen. Jedes Crewmitglied hat hier das Recht und die Pflicht sich einzubringen. Es wird ein gemeinsamer Entschluss gefasst und anschliessend die Ressourcen allenfalls neu verteilt und eingesetzt. Mit diesen 10 Sekunden Reflektion schafft ein Team für 10 Minuten eine Neuordnung der Teamarbeit, verhindert Fixierungsfehler und holt gestresste Mitarbeiter aus ihrem Tunnelblick.

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