Leben nach Leitlinien
Erlebt
Heute stand die Zwischenprüfung auf dem Programm. Wie ein kleiner Schulbube sass ich da, mit dem Kugelschreiber in der Hand, wartend auf das Bündel Papier was da kommen wird. Habe ich mich wirklich gut vorbereitet, weiss ich alles, oder stehe ich wie ein Esel am Berg? Dann darf ich den Stapel umdrehen und los geht's. Und ich werde zurück katapultiert, um mindestens 25 Jahre, als ich die letzte echte Prüfung ablegen musste. Exakt die gleichen Gefühle kommen hoch. Eine Rollercoaster-Fahrt zwischen "Huch, so einfach die Frage" bis "Oje, noch nie davon gehört". Die Emotionen schwanken zwischen Arroganz und feuchten Handflächen. Und wenn ich ganz ehrlich sein darf. Mit dem Alter ist man nicht vor Prüfungsangst gefeit, ich glaube es wird sogar schlimmer.
Gelernt
Im Rettungsdienst ist so beinahe alles geregelt. Es gibt kaum eine Bewegung welche nicht durch einen Algorithmus aufgrund einer Leitlinie definiert wurde. Und das ist gut so, es steht zuviel auf dem Spiel. Und wenn es eilt dann helfen diese strukturierten Abläufe immens. Die medizinischen Leitlinien werden von internationalen Expertenteams erstellt, welche aufgrund von Studien in wochenlangen Konferenzen beratschlagen was das beste Outcome der jeweiligen Massnahmen ist. Im Bereich der Reanimation gibt es sogar zwei Organisationen welche die Standarts definieren. In Europa das ERC (European Resuscitation Council) und die AHA (American Heart Association) in den USA. Wie gut sich die beiden vertragen weiss ich nicht. Jedenfalls publizieren beide ihre Reanimations-Algorythmen unabhängig voneinander. Wirklich unterscheiden tun sie sich aber nicht, es sind Details welche es ausmachen. Die Rettungsorganisationen unterstellen sich dann einer der beiden Leitlinien und schulen danach ihre Crews. Und anscheinend schlägt das amerikanische Herz genau gleich wie das Europäische. Zumindest biomechanisch gesehen. Über den Rest lässt sich streiten.